Die religiöse Landschaft der Schweiz befindet sich im Umbruch. Dessen Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft sind noch kaum abzuschätzen. Deshalb hat der Schweizerische Nationalfonds im Auftrag des Bundesrates das Nationale Forschungsprogramm «Religionen in der Schweiz» (NFP 58) begonnen. Es soll mit seinen 28 Forschungsprojekten die wissenschaftlichen Grundlagen für eine zukunftsweisende Religionspolitik schaffen.
Der Umbruch lässt sich durch zwei teils gegenläufige Entwicklungen charakterisieren: Pluralisierung und Säkularisierung. Erstens: Die Pluralisierung der religiösen Landschaft ist eng verknüpft mit der wachsenden Migration in die Schweiz, aber auch mit dem Bedürfnis vieler Schweizer und Schweizerinnen, ihre Religiosität anders als in den traditionellen christlichen Formen zu leben. Hierzulande werden nicht mehr nur der reformierte, katholische und jüdische Glaube praktiziert, sondern zunehmend auch der muslimische, hinduistische, buddhistische sowie nicht-westliche Formen des Christentums. Viele Immigranten und Immigrantinnen schaffen sich ihre Identität, indem sie ihre religiösen Bindungen intensivieren. Freilich können sich die neuen Religionsgemeinschaften oft nur unzureichend organisieren. Für das von ihnen angestrebte geordnete Gemeindeleben fehlen ihnen die Akzeptanz von Teilen der schweizerischen Bevölkerung, geeignete Räumlichkeiten und angemessen ausgebildete Religionsgelehrte. Die Ghettoisierung von Religionsgemeinschaften birgt jedoch die Gefahr ihrer Radikalisierung.
Schwächere Bindung an die Kirchen Zweitens: Auch die Säkularisierung der schweizerischen Glaubenslandschaft wirkt sich auf das gesellschaftliche Zusammenleben aus. Sie betrifft prinzipiell alle Religionen, in erster Linie aber die nach wie vor grössten religiösen Gemeinschaften, die öffentlich- rechtlich anerkannten katholischen und reformierten Landeskirchen. Seit den siebziger Jahren wird die Bindung der Mitglieder an ihre Kirchen schwächer. Deren Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung ist am Schwinden. Gleichzeitig ist eine Pluralisierung auch der christlichen Religion zu beobachten, die zunehmend von evangelikalen Gemeinden und alternativ-spirituellen Strömungen geprägt wird. Auch ausserhalb der Kirchen finden esoterische, naturreligiöse und neuheidnische Glaubenshaltungen wachsende Zustimmung.
Angesichts dieser neuen Situation stellt sich für den demokratischen Rechtsstaat die Frage, wie er auf den Bedeutungsverlust der etablierten Religionen reagieren und auf die Ansprüche und Bedürfnisse der neuen religiösen Gemeinschaften eingehen soll. Wie kann er die Gleichbehandlung der verschiedenen Glaubensrichtungen gewährleisten, wie zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen vermitteln? Die Antwort ist schon deshalb nicht einfach, weil derzeit das Klima für eine sachliche Diskussion schwierig ist. Oft werden Probleme, die aus sozialen und wirtschaftlichen Integrationsschwierigkeiten oder aus der Diskriminierung von Immigranten erwachsen, als religiöse diskutiert. Religion wird als Deckmantel für soziale Missstände und politische Forderungen instrumentalisiert.
Bedingungen für das gegenseitige Verständnis Das NFP 58 wird in den nächsten drei Jahren mit einem Förderbetrag von zehn Millionen Franken zur Klärung dieser unübersichtlichen Situation beitragen. Die an Schweizer Universitäten, Fachhochschulen und in privaten Büros angesiedelten Forschungsprojekte untersuchen die Veränderungen in der schweizerischen Religionslandschaft und suchen praxisrelevante Antworten. Politik, Behörden und Schulen sollen auf die gegenwärtigen Herausforderungen angemessen reagieren und Bedingungen für das gegenseitige Verständnis und das friedliche Zusammenleben der verschiedenen religiösen und nicht-religiösen Gruppierungen schaffen können. Nicht zuletzt strebt das NFP 58 eine Versachlichung der öffentlichen Diskussion zu religiösen Themen an.
Es untersucht – unter anderem aus religionswissenschaftlicher, soziologischer, historischer, medienwissenschaftlicher und theologischer Perspektive – die ganze Bandbreite religiöser Einstellungen und Praktiken in der Schweiz, wobei christliche wie nicht-christliche Religionen und nicht-kirchliche Formen von Religiosität gleichermassen beachtet werden. Das NFP 58 fragt danach, wie die öffentlichen Schulen mit den verschiedenen Religionen umgehen, welches Bild sich die verschiedenen religiösen Gemeinschaften vom demokratischen Rechtsstaat machen und welche Rolle die Religionen bei der Sozialisation in Glaubensgemeinschaften, aber auch in Familien und unter den Gleichaltrigen sowie im privaten und öffentlichen Raum spielen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Vermittlung und der Funktion der Religionen im Gesundheitswesen und in den Medien. Auf dieser Grundlage erarbeitet das NFP 58 konkrete Empfehlungen für eine künftige staatliche Religionspolitik.
Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) fördert im Auftrag des Bundes die Forschung in allen wissenschaftlichen Disziplinen, von Geschichte über Medizin bis zu den Ingenieurwissenschaften
Um die nötige Unabhängigkeit sicherzustellen, wurde der SNF 1952 als privatrechtliche Stiftung gegründet. Im Zentrum seiner Tätigkeit steht die Evaluation von Forschungsgesuchen. Mit der kompetitiven Vergabe öffentlicher Gelder trägt der SNF zur hohen Qualität der Schweizer Forschung bei.
In enger Zusammenarbeit mit Hochschulen und weiteren Partnern setzt sich der SNF dafür ein, dass sich die Forschung unter besten Bedingungen entwickeln und international vernetzen kann. Besondere Aufmerksamkeit schenkt der SNF dabei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Zudem übernimmt er im Rahmen von Evaluationsmandaten die wissenschaftliche Qualitätskontrolle von grossen Schweizer Forschungsinitiativen, die er nicht selbst finanziert.
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Artikel 'SNF Forschungsprojekt: Religionen in der Schweiz...' auf Swiss-Press.com |
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