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"Den Erfolg der Schweizer Industrie weiterführen" - Neue Studie von Avenir Suisse



Avenir Suisse

08.10.2021, Zürich - Die Schweiz deindustrialisiert sich nicht, sie tertiärisiert sich. Auch in der Industrie nehmen Dienstleistungen zu, etwa mit dem Angebot von digitalen Lösungen. Die traditionelle Unterscheidung zwischen sekundärem und tertiärem Sektor verliert zunehmend an Bedeutung. Der Strukturwandel hat nicht zum viel befürchteten Anstieg der Arbeitslosenzahlen, sondern zu einer Umschichtung von Arbeitsplätzen geführt. Eine neue Analyse von Avenir Suisse zeigt, wie unser Land diesen industriellen Veränderungen in Zukunft erfolgreich begegnen kann - ohne dirigistische Industriepolitik.


Die Bedeutung des industriellen Sektors ist für den gesamten Wirtschaftsstandort Schweiz nicht mehr die gleiche wie in den 1970er Jahren. Wirft man aber einen Blick auf die letzten 25 Jahre, ergibt sich ein stabiles und positives Bild. Die Zahl der Beschäftigten ist bei rund 730 000 gleichgeblieben, während die Wertschöpfung deutlich stieg. Im gleichen Zeitraum konnten die Exporte verdoppelt werden.

Es zeigt sich eine Tendenz zur Spezialisierung auf eine kleine Gruppe von Industriesektoren mit hoher Wertschöpfung: Von zehn 2019 durch die Industrie erwirtschafteten Franken stammten vier aus zwei Branchen: der Pharmaindustrie sowie der Uhren- und Elektronikindustrie - doppelt so viel wie 1997.

Starke regionale und sektorielle Unterschiede

Eine neue Studie von Avenir Suisse zur Schweizer Industrie analysiert die grossen regionalen und branchenspezifischen Unterschiede, die sich hinter den Durchschnittswerten verbergen. So ist etwa die Zahl der Stellen im sekundären Sektor in den Kantonen Jura und Neuenburg sowohl absolut wie auch im Verhältnis zur Gesamtbeschäftigung gestiegen. Entgegen dem europäischen und nationalen Trend hat sich der Jurabogen sogar re-industrialisiert, wobei das Wachstum im zweiten Sektor jenes im Dienstleistungssektor übersteigt (+25% Beschäftigung 2005- 2018 für NE, +27% für JU). Die Pharma-, die Uhren- und die Lebensmittelindustrien haben stellen- und wertmässig in der ganzen Schweiz zugelegt.

Von diesem Wachstum profitierten vor allem Grenzkantone. Hingegen musste die Papier- und Druckindustrie Einbussen hinnehmen, besonders im Kanton Zürich (-5000 Arbeitsplätze in 13 Jahren, was einem Viertel des gesamtschweizerischen Rückgangs entspricht).

Positiver Strukturwandel

Der Kanton Basel-Stadt zeigt exemplarisch, dass der Strukturwandel mitunter eine sehr positive Dynamik aufweist. In etwas mehr als einem Jahrzehnt sind zwar in der chemischen Industrie 2500 Arbeitsplätze verschwunden, zugleich aber 5000 neue in der Pharmaindustrie entstanden.

Statt eines Anstiegs der Arbeitslosigkeit hat eine Umschichtung der Stellen stattgefunden. Die öffentlich oft befürchtete Auslagerung der "Werkbank" Schweiz ins Ausland hat sich nicht bewahrheitet. Die industrielle Wertschöpfung ist immer stärker von Dienstleistungen wie der Produktwartung oder dem Angebot von digitalen Lösungen geprägt. Im Nachgang zur Covid-19-Krise werden sich diese Tendenzen höchstwahrscheinlich weiter verstärken und beschleunigen.

Wie weiter?

Diese Erfolge verzeichnete die Schweizer Industrie ohne dirigistische Industriepolitik, wie sie manche Nachbarländer kennen. Es wäre deshalb verfehlt, den technologischen Fortschritt der internationalisierten Wirtschaft mit teuren und ineffizienten staatlichen Eingriffen aufhalten zu wollen. Gute Rahmenbedingungen für alle Branchen, der Fokus auf die Produktivität, offene und stabile Handelsbeziehungen mit der EU und weiteren Handelspartnern und der Zugang zu gut qualifizierten Arbeitskräften sind der beste Garant für den Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen.

Dabei hilft die einseitige Aufhebung der Zölle auf Industriegüter, die vom Nationalrat dieser Tage beschlossen wurde. Zusätzlich braucht die Schweiz aber auch eine Vereinfachung der Zuwanderung von Fachkräften aus dem aussereuropäischen Ausland sowie effizientere, digitale Beziehungen zwischen Staat und Wirtschaft. Demgegenüber ist einer staatlichen Industriepolitik eine klare Absage zu erteilen.

Pressekontakt:

Jérôme Cosandey
jerome.cosandey@avenir-suisse.ch
+41 79 828 27 87

Samuel Rutz
samuel.rutz@avenir-suisse.ch
+41 79 204 78 83



Über Avenir Suisse:

Avenir Suisse entwickelt Ideen für die Zukunft der Schweiz. Der Think-Tank identifiziert relevante Themen, weist frühzeitig auf Handlungsbedarf hin und erarbeitet Lösungsvorschläge.

Die Ideen von Avenir Suisse sollen in Politik und Gesellschaft den Boden für zukünftige Reformen bereiten. Dreh- und Angelpunkt der Arbeit von Avenir Suisse ist die langfristige Erhaltung und Weiterentwicklung der Prosperität der Schweiz.

Avenir Suisse entwickelt mit einem eigenen Research-Team im Austausch mit Forschungsinstitutionen aus dem In- und Ausland wissenschaftliche, primär ökonomisch fundierte Reformvorschläge.

Besondere Anliegen von Avenir Suisse sind der offene Diskurs mit Politik und Wirtschaft sowie die verständliche und zielgruppenorientierte Kommunikation der Forschungsergebnisse.



--- Ende Artikel / Pressemitteilung "Den Erfolg der Schweizer Industrie weiterführen" - Neue Studie von Avenir Suisse ---


Quellen:
  HELP.ch

Weitere Informationen und Links:
 Avenir Suisse (Firmenporträt)

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